Leserbrief
Erding, 25.11.07
Nichts mehr heilig?
Dem Münchner Flughafen ist jetzt anscheinend endgültig nichts mehr heilig! Unter dem bescheidenen Titel “Willkommen auf dem längsten Wintermarkt der Welt” werden “37 abwechslungsreiche Tage Weihnachten” versprochen. Am 24.11. – 1 Woche vor dem Start der Christkindlmärkte im Umland – zieht ein Christkind mit Kutsche ein und schmückt bereits im November den Weihnachtsbaum. Alle paar Tage erfolgen musikalische oder kulinarische Leckerbissen, z.B. erscheint sogar das Rotkäppchen. Während alle anderen Weihnachtsmärkte vor dem Heiligen Abend enden, bleibt dieser bis zum 30.12. bestehen. Am 29.12. können Interessierte ihre ungeliebten Geschenke gleich gegen Fluggutscheine umtauschen. Der Sinn der Zeit vor Weihnachten – einst “staade Zeit” genannt – wird hier in ihr Gegenteil pervertiert.
Wenn man den Worten des Flughafenchefs glauben will, dann werde Dialog mit dem Umland groß geschrieben. Die Landkreise Erding und Freising sollen gemeinsam mit dem Flughafen touristisch für die Region werben. Dass Dialog nicht nur beim Ausbau einer 3. Startbahn nur leeres Gerede ist, wird bei diesem “Wintermarkt” wieder deutlich. Er ist jeden Tag bis 21 Uhr geöffnet, am Heiligen Abend bis 17 Uhr und an den Weihnachtsfeiertagen sogar von 7.30 Uhr bis 21 Uhr. Die Weihnachtsmärkte und die Geschäfte in den umliegenden Gemeinden haben da das Nachsehen. Während sie um einen einkaufsfreien Sonntag feilschen, genießen die Stände am Flughafen jede Freiheit. So werden die kleinen Märkte langsam kaputt gemacht!
Aller schönen Worte zum Trotz zählt am Münchner Flughafen nur eines: Wirtschaftliche Dominanz geht vor einem fairen Umgang mit dem Umland!
Alfred Schreiber
Doris Kraeker
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Freising/Erding/Dachau