Das Team des Radentscheid Freising nimmt die Sammlung von Unterstützer-Unterschriften nach der der Corona-Pause wieder auf Photo: Radentscheid Freising
Sammlung von Unterschriften für den Radentscheid Freising wird wieder aufgenommen
Kaum war die Unterschriftenaktion für den Radentscheid Freising im Februar 2020 gestartet, musste diese aufgrund des Corona-Lockdowns Ende März unterbrochen werden. Bereits in den ersten Wochen waren gut 1.000 Unterschriften zusammen gekommen. Nachdem die Beschränkungen jetzt wieder gelockert werden, startet das Team des Radentscheids nun wieder durch.
Bei einem Pressegespräch am 2. Juli 2020 wurde auf die Notwendigkeit zu einer stimmigen und konzertierten Aktion zur Schaffung angemessener Rahmenbedingungen für Radfahrer*innen aufmerksam gemacht. In den nächsten Wochen sollen die Präsenz-Aktivitäten des Radentscheids wieder aufgenommen werden, nachdem in den letzten Wochen vor allem digitale Aktivitäten im Vordergrund standen.
Jürgen Maguhn, einer der Sprecher:innen des Radentscheids – und zugleich Vorstandsmitglied im VCD – erläutert beim Pressegespräch die vielen Ansätze der letzten Jahre, die Stadtführung zu einer konsistenteren Förderung des Radverkehrs zu bewegen. Nachdem bislang nur wenig Verbesserungen realisiert worden sind, erschien die Form eines Radentscheids die angemessene Reaktion.
Vorschlag des VCD für die Verkehrsberuhigung in der Freising Altstadt von 2006
VCD Vorschlag 2006: Verkehrsberuhigung in der Freisinger Altstadt
Bereits 2006 hat der VCD einen Vorschlag für die Weiterentwicklung der – 2024 ja immer noch nicht abgeschlossenen – Verkehrsberuhigung in der Freisinger Altstadt vorgelegt. Dieser wird hier quasi als “historisches Dokument” dargestellt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das erste Thema, das der neu gegründete Kreisverband des Freising des Verkehrsclub Deutschland (VCD) vor mittlerweile 16 Jahren aufgegriffen hatte, war die Forderung nach einer Fußgängerzone in der Altstadt. Circa 1000 Unterschriften von Unterstützern dieses Anliegens übergaben Vertreter des VCD dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Schäfer. Der VCD war natürlich nicht die erste Gruppierung, die sich diesbezüglich engagierte. Seit den 70er Jahren gab es immer wieder Vorstöße von verschiedenen Gruppierungen
Vieles wurde in der Zwischenzeit umgesetzt und Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens wurden ergriffen, die unserer Ansicht nach die Stadt sehr zum Positiven verändert haben.
Durch das Engagement diverser politischer Gruppierungen ist das Thema Fußgängerzone aktuell wieder auf der Tagesordnung. Deshalb möchten wir Ihnen unseren Entwurf noch einmal vorstellen, dessen Grundzüge wir bereits vor geraumer Zeit erarbeitet, in einem zentralen Bereich aber weiterentwickelt haben. Gerne würden wir dieses Konzept als Diskussionsgrundlage sowie auch andere Ansätze persönlich mit Ihnen diskutieren, da wir glauben, dass die Gestaltung unseres Zentrums ein wesentlicher Standortfaktor auch für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der ansässigen Betriebe gerade unter dem Konkurrenzdruck der am Stadtrand angesiedelten Discounter und Billigmärkte ist.
Häufig wird, unserer Ansicht nach zu Unrecht, der Busverkehr kritisiert. Mitunter steht gar die Forderung im Raum, diesen aus der Altstadt zu verbannen. So sehr man sich persönlich vom Busverkehr auch belästigt fühlen mag, so unverzichtbar ist dieser Verkehr aber für die öffentliche Infrastruktur und die Mobilität beträchtlicher Teile der Bevölkerung; Senioren, Schüler, Studenten, Eltern mit Kindern, sozial schwache Menschen, für die ein Pkw nicht finanzierbar ist, aber auch Bürger, die aus ökonomischen oder ökologischen Erwägungen bewusst auf die Benutzung ihres Autos für Kurzstrecken verzichten. Für diese Menschen ist die Erreichbarkeit der Altstadt mit dem Bussystem eine Grundvoraussetzung, um dort einzukaufen, die anliegenden Fachärzte aufzusuchen und generell am sozialen Leben teilzunehmen zu können.
Durch ein weiter ausgebautes noch attraktiveres Angebot kann noch ungenutztes Potential in der Bevölkerung mobilisiert werden, dies erhöht in der Folge die Rentabilität. Öffentlicher Verkehr generell ist Grundvoraussetzung für eine gute Erschließung der Altstadt und damit unverzichtbar für eine weitere Verkehrsberuhigung. Dem Busverkehr muss in Freisings guter Stube deshalb ohne Wenn und Aber Priorität eingeräumt werden – Schrittgeschwindigkeit bei der Durchfahrt des Sperrriegels sollte dabei selbstverständlich sein.
Momentan macht die allgemeine Situation noch keine Gruppe der Verkehrsteilnehmer wirklich glücklich – Konflikte und mitunter riskante Begegnungen zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern werden ohne zusätzliche Maßnahmen weiter auf der Tagesordnung stehen und sogar zunehmen.
Nur ein konsequenter neuer Schritt zu einer echten Verkehrsberuhigung mit weiteren Zonen auch im Zentrum, die vorwiegend Fußgängern vorbehalten bleiben, wird die Altstadt aufwerten können und dem drohenden Bedeutungsverlust durch den Strukturwandel im Einzelhandel entgegenwirken. Es muss ein attraktiver Gegenpol zu den am Stadtrand entstandenen Betrieben entwickelt werden, damit die Funktion der Altstadt auf gewohntem Niveau in sozialer, kultureller und auch wirtschaftlicher Hinsicht im Wettbewerb erhalten wird.
Eine komplette Sperrung ist unserer Ansicht nach nur schwer machbar, da u.A. viele Fachärzte ihre Praxen in der Innenstadt haben, die besonders für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen problemlos erreichbar sein müssen. Zudem erschwert die Topografie in Freising eine problemlose Belieferung und Versorgung der dort ansässigen Geschäfte und Betriebe von der Rückseite, falls die Hauptstrasse komplett gesperrt würde. Eine weitgehende Reduktion des motorisierten Verkehrs sollte dennoch möglich sein, wobei die Durchlässigkeit der Hauptstrasse nur für Rettungsdienste, Busse und Radfahrer gewährleistet sein soll. Für private Pkw könnte beispielsweise eine Art Sackgassenregelung eingeführt werden, so daß die Zufahrt für Arztbesuche oder zur Hotelanfahrt möglich ist, danach aber zur Ausfahrt gewendet werden muss. Dasselbe sollte auch für Lieferfahrzeuge gelten.
Die wesentlichen Punkte des VCD Vorschlags:
Als Kern eines Umbaus sollte ein “Sperrriegel” ( Poller ) zwischen Marienplatz und Einmündung Ziegelgasse installiert werden, der ausschließlich von Bussen und Fahrrädern, sowie Rettungsfahrzeugen passiert werden kann. Ideal wäre ein niveaugleicher Ausbau dieses Riegels mit dem Fußweg; sonstige eingefahrene Fahrzeuge müssen wenden – kein Durchstich, kein Showfahren von Autos und Motorrädern mehr. Da diese Strecken dann “bedingt attraktiv” sind, werden nur noch Verkehrsteilnehmer einfahren, die ein wirkliches “Anliegen” haben. Ein Problem stellen natürlich wendende Pkw vor dem Bayrischen Hof dar. hier müsste ein Wendehammer, oder ähnliches geschaffen werden.
Begrenzung des Lieferverkehrs von 8:00 bis 12:00 Uhr; dies sollte ausreichen für eine problemlose Belieferung, bedeutet aber deutlich weniger Behinderungen zu den Haupteinkaufszeiten – wichtig dabei ist die Entzerrung von der morgendlichen Rushhour vor Schulbeginn.
Verkehrsberuhigung aller Gassen und Seitenstrassen im gesamten Altstadtbereich als reine Anwohnerbereiche.
Fahrradstellplätze müssen generell noch in beträchtlicher Anzahl an zentralen Orten ausgewiesen werden, die vorhandenen reichen definitiv nicht aus. Fahrräder werden deshalb zwangsläufig oft behindernd v.A. für Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer, Kinderwägen etc. auf den Fußwegen abgestellt.
Die eigentlich längst überfällige Öffnung der Moosach; Klein-Venedig als Publikumsmagnet für Flaneure und Eiscafebesucher – ein Plus für Freisings Altstadt als Einkaufs- und Freizeitmeile!!!!
Von großer Bedeutung ist eine geschlossene Gestaltung der Altstadt, damit diese als historisch gewachsene Einheit zur Geltung kommt. Es sollte durch visuelle und bauliche Maßnahmen bereits beim Eintreten/fahren automatisch vermittelt werden, daß man ins Herz Freisings eintritt, in eine Zone mit anderen Prioritäten, in der sich soziale Funktionen, Einkaufen, Arbeiten, Wohnen, Kommunikation und Freizeit vermischen. Auch der Fremdenverkehr hat hier seinen Platz und Lebensqualität steht im Vordergrund. Kurzfristig kann dies beispielsweise durch eine Verengung und/oder Aufpflasterung aller Zufahrten erreicht werden (man denke an die Positionen und Wirkung der alten Stadttore – aktuell könnten auch sie durch stilisierte Portale wiederaufleben). Langfristig sollte über eine auf die Altstadt beschränkte typische Art der Pflasterung und Straßenraumgestaltung die Einheit und der Zonencharakter optisch vermittelt werden. Eine Verringerung der üppigen Beschilderung durch allgemeingültige Zonenregelungen könnte ein angenehmer Nebeneffekt sein.
Wir würden uns freuen, am Gestaltungsprozess für die Freisinger Altstadt teilnehmen zu können und die Anregungen, die auch über die Jahre zu einem nicht unerheblichen Teil von außen an uns herangetragen wurden, an Sie weitergeben dürfen.
Mit freundlichen Grüßen, Harald Heinrich (damaliger VCD-Vorsitzender)