Der Flughafen München möchte nach eigener Aussage bis 2035 klimaneutral werden. “Energiesparmaßnahmen und Erneuerung des Fuhrparks am Boden sind zwar sehr lobenswert, das eigentliche Problem befindet sich aber nicht am Boden, sondern in der Luft!“, so Alfred Schreiber, Kreisvorsitzender im VCD – Verkehrsclub Deutschland.
Denn der Flugverkehr ist extrem klimaschädlich, bemerkt der VCD, und wird steuerlich massiv subventioniert. Kerosin wird immer noch nicht besteuert und auf Auslandstickets wird nach wie vor keine Mehrwertsteuer erhoben. Insgesamt betragen diese umweltschädlichen Subventionen aus dem Flugverkehr allein in Deutschland mehr als 12 Milliarden Euro jährlich. “Sollte die Bundesregierung Geld benötigen, hier könnten klimaschädliche Subventionen abgebaut werden“, folgert Schreiber, der gleichzeitig Vorsitzender des bundesweiten VCD-Arbeitskreises Flugverkehr ist.
Für das Umland des Flughafens besteht eine erhebliche Schadstoffbelastung – dennoch wird Kerosin weiterhin nicht entschwefelt, obwohl eine Entschwefelung bei Benzin und Diesel seit Jahren ganz normal sei. Der VCD fordert daher eine Entschwefelung von Kerosin. Bislang reagierte der Flughafen München auf solch eine Forderung nicht – es geht aber auch anders. Denn am Flughafen Wien-Schwechat wird Kerosin bereits entschwefelt. Die Entschwefelung von Kerosin führt nicht nur zu einer deutlichen Reduzierung der Schadstoffbelastung, sondern reduziert auch die besonders klimaschädlichen Kondensstreifen.
“Wieviel ist dem Flughafen eigentlich Klimaschutz und ‘gute Nachbarschaft’ denn wirklich wert?“, äußert sich Schreiber abschließend.
Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen: Große Zweifel an Notwendigkeit der Nordumfahrung Erding
Pressemitteilung des “Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen”
Das Erdinger Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen bestreitet vor dem ersten Erörterungstermin die angebliche Notwendigkeit einer Nordumfahrung für Erding. Hauptargumente sind die mangelnde Planrechtfertigung und die negativen Auswirkungen auf Natur, Klima, Landwirtschaft und städtische Finanzen.
Nach den aktuellen Planunterlagen (1. Tektur Feststellungsentwurf Reg v. Obb. 08.02.2021, S. 30) wird der Verkehr in der Anton-Bruckner-Straße jedoch von derzeit annähernd 20 000 Fahrzeugen nur um weniger als 3.000 abnehmen. Somit wird durch den Bau der neuen Straße eine Verkehrsentlastung für die Anton-Bruckner-Straße und der Freisinger Siedlung nicht eintreten. “Diese geringe Verkehrsentlastung wird sich lärmtechnisch nicht bemerkbar machen. Da bezweifeln wir doch sehr die Rechtfertigung für die anstehenden Ausgaben in der Größenordnung von annähernd 100 Mio. Euro. Dieses Geld fehlt an vielen Stellen in Stadt und Landkreis und darf nicht leichtfertig ausgegeben werden“, betont Wolfgang Fritz vom BN Erding, der das Bündnis bereits im Frühjahr 2021 ins Leben gerufen hat.
“Dafür muss nun der neue Stadtteil herhalten, den man jetzt nach alten Gewohnheiten mit beliebig vielen Pendler*innen vollstopfen kann, die dann natürlich über diese Straße zur Arbeit fahren müssen. Dabei soll und wird dieser Stadtteil in der Zukunft allen Planungen gemäß ganz anders funktionieren“, erläutert BN-Kreisgeschäftsführerin Sabine Lanzner. Lanzner weiter: “Die modernen Konzepte setzen auf Arbeit, Wohnen und Einkaufen vor Ort und optimale Anbindung an den ÖPNV, die hier ja mit dem S-Bahn-Ringschluss gegeben ist“. So bleibt hier nur das Problem der Lastwagen der Firma Kronthaler durch das Wohngebiet Freisinger Siedlung. Man könnte z. B. entlang der künftigen S-Bahn-Ringschluss-Trasse bis zur ED 19 eine Verbindung schaffen. Auch für die Nordanbindung (Bypass der Alten Römerstr.) durch das Fliegerhorst-Areal ließe sich ohne die Nordumfahrung ein Anschluss an das bestehende Straßennetz finden.
Der erhoffte Nutzen soll den gigantischen Flächenverbrauch, die riesigen Brücken- und Kreisverkehrsbauwerke, die den Naherholungsraum von der Stadt abschneiden und entwerten, und den immensen Schaden an einem der letzten Naturgebiete auf dem jetzigen Fliegerhorstgelände rechtfertigen. Die Stadt Erding schnürt sich dafür in ein finanzielles Korsett, das für eine sehr lange Zeit den Rückzug auf reine Pflichtaufgaben bedeutet. “Wie dann noch die Stadtgesellschaft auf die vorhandenen und die noch größeren kommenden Herausforderungen reagieren soll, daran haben wir erhebliche Zweifel” stellt der Ortsvorsitzende des BN in Erding, Sascha Alexander, fest.
Zum Flächenverbrauch zählen nicht nur die direkt durch die Straße versiegelten Flächen, es werden begleitend für die Landwirt*innen Zuwegungen und Unterführungen notwendig, da keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf der geplanten Nordumfahrung zugelassen sind. Und auch die Kreisverkehre, die statt einfacher Kreuzungen und Einmündungen geplant sind, brauchen unverhältnismäßig große Flächen. “Nachdem es wegen des Ukraine-Krieges Engpässe bei der Versorgung mit Sonnenblumenöl gegeben hatte, war jeder Hektar Ackerland so wichtig, dass die geplanten neuen Umweltstandards praktisch sofort ausgesetzt werden mussten, um die Ernährung der Welt zu sichern, aber jetzt sind die ca. 34 Hektar plötzlich nicht mehr relevant und es ist wichtiger, mit dem Auto kreuzungsfrei zur nächsten Autobahn zu kommen“, kritisiert Norbert Hufschmid-Steinmetz von der BI Langengeisling, in der in erster Linie die örtlichen Landwirte organisiert sind. Jakob Maier, Landwirt aus Niederding ergänzt: “34 Hektar sind mehr als der durchschnittliche Vollerwerbsbetrieb in Bayern hat. Wieder ein Bauernhof weniger. Wann fangen wir endlich an, das Ziel Flächen zu sparen umzusetzen? Das 5-ha-Ziel ist im Zukunftsvertrag des Bayerischen Bauernverbandes mit der Staatsregierung im September 2023 noch einmal versprochen worden. Sind diese Zusagen nichts wert?“
“Das Gebiet im Norden des Fliegerhorsts zwischen Bockhorn/Unterstrogn und Langengeisling zeichnet sich durch seine großen Wiesenflächen rund um die Startbahn und die Teiche als eines der letzten Gebiete aus, in dem Wiesenbrüter und Amphibien noch relativ ungestört ihre Lebensgrundlagen finden können“, erklärt die Kreisvorsitzende des LBV Uschi Schmidt-Hoensdorf. Auch Insekten und andere Vögel können dort bisher noch ihr Auskommen finden. Eine Straße bedeutet für viele Lebewesen ein unüberwindliches Hindernis, das die Populationen in mindestens zwei Teilpopulationen aufsplittert, die sich nicht mehr durchmischen können.
Die jüngste Prognose der Vereinten Nationen zeigt, dass die bisherigen Reduktionspläne der Länder deutlich hinter den erforderlichen Zielen zur Treibhausgas-Reduktion liegen. “In zahlreichen Kommunen werden jetzt alle Planungen auf ihre Klimawirksamkeit geprüft – im Landkreis Erding scheinen die Klimaziele von EU und Bundesregierung keine Rolle zu spielen“, wundert sich Alfred Schreiber vom VCD. Nur auf die Umsetzung mit klaren Daten und sehr ambitionierten Terminen wartet man schon lange vergeblich.
Das Bündnis fordert eindringlich eine wahrhaftige Klimabilanz, welche die Freisetzung aus dem Boden, durch den Bau und durch die Nutzung der Straße berücksichtigt. Dabei muss natürlich damit gerechnet werden, dass das Verkehrsaufkommen durch die neue Straße wachsen wird. “Das war bisher noch bei jedem Straßenbauprojekt der Fall und es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum das hier nicht so sein sollte“, so Schreiber weiter. “Außerdem wäre die Verkehrsentlastung für die Stadt Erding dadurch nur minimal. In erster Linie ist und bleibt es ein Flughafenzubringer für eine 3. Startbahn, die jedoch längst wirtschaftlich überholt ist“.
Die Verbände, die Stellungnahmen gegen den Bau der Nordumfahrung abgegeben haben, sind am Donnerstag 30.11.23 zum Erörterungstermin in die Stadthalle Erding geladen. Der Termin ist nicht öffentlich, aber das Bündnis plant eine Bild-Aktion im Vorfeld.
Vergangenen Montag hat der Strukturausschuss des Landkreises Erding entschieden ein Gutachten in Auftrag zu geben, mit dem Ziel die bisherigen Regionalbusse im Bereich Dorfen-St.Wolfgang-Isen zu ersetzen durch Bedarfsverkehr “On-Demand”.
“Argument ‘leere Busse’ ist für mich nicht nachvollziehbar“, so Alfred Schreiber, Kreisvorsitzender des VCD – Verkehrsclub Deutschland. “Ich persönlich fahre ab und zu nachmittags zu unterschiedlichen Zeiten auf der Linie 567 Dorfen-St.Wolfgang-Isen-Lengdorf-Walpertskirchen-Erding. Da fahren bei jeder einzelnen Busfahrt auf der ganzen Strecke in der Summe praktisch mehr als 20 Personen mit. Es ist für mich unverständlich, wie ein einziges Anrufsammeltaxi mit 8 Sitzplätzen oder ein Kleinbus diese Menge von 20 Personen bewältigen können soll“.
Dabei besteht für St. Wolfgang bislang das Manko, das MVV-Ticket überhaupt nicht nutzen zu können, weil zwischen Markt Schwaben und Dorfen kein MVV-Tarif gilt – erst mit dem Deutschlandticket und dem Beitritt des Landkreises Mühldorf zum MVV wird dies behoben.
Aus St. Wolfgang besteht der Wunsch, mit dem MVV-Bus 567 in 10 Minuten bis zum Dorfener Bahnhof fahren zu können, um dort in 32 Minuten zum Ostbahnhof München gelangen zu können. “Diese Strecke ist für den ÖPNV geradezu prädestiniert“, so Schreiber weiter, “von St. Wolfgang über Armstorf schnell zum Zug nach Dorfen.“
Besonderen Unmut erzeugt jedoch die Tatsache, dass seit Januar 2023 der Bus 9409 Wasserburg-Haag Obb. auf der Fahrt nach Dorfen zwar an jeder einzelnen Haltestelle hält, ab Landkreisgrenze Erding aber ohne einen einzigen Halt bis zum Dorfener Bahnhof durchfährt. “Die Leute in St. Wolfgang sind sehr verärgert, weil der Bus – in den sie eigentlich einsteigen möchten – ohne Halt einfach durchfährt“, so Schreiber weiter.
Der VCD spricht sich dafür aus, anstelle den Regionalbus 567 zu kappen, sollten die MVV-Busse 565 und 567 beide jeweils einen ganztägigen Stundentakt von 5 bis 23 Uhr erhalten. Die Linie 565 auf der “schnellen” Strecke in 34 Minuten von Dorfen bis Erding, und die Linie 567 als “langsame” Strecke in 52-54 Minuten über St. Wolfgang-Isen-Lengdorf-Walpertskirchen nach Erding, zur Naherschließung der Gemeinden. Unbedingt aber sollte künftig der Bus 9409 nicht mehr einfach in St.Wolfgang durchfahren, sondern auch tatsächlich die Fahrgäste mitnehmen, so der VCD.
VCD warnt vor ÖPNV-Kahlschlag im südöstlichen Landkreis Erding
Auf der Strukturausschuss-Sitzung am kommenden Montag 2. Oktober 2023 wird eine Überarbeitung des ÖPNV-Angebots vorgeschlagen, im Bereich Dorfen, Isen, Lengdorf und Walpertskirchen – hierzu soll jetzt ein neues Gutachten erstellt werden. Der VCD – Verkehrsclub Deutschland warnt eindringlich vor einem möglichen Kahlschlag des ÖPNV im südöstlichen Landkreis.
Die vom Landratsamt kritisierten MVV-Buslinien 565 und 567 seinen unattraktiv und würden daher nur wenig genutzt werden – somit sei eine Überarbeitung nötig. “Ja, sie sind unattraktiv – weil das Angebot viel zu dürftig ist!” entgegnet VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber. Dennoch haben die Busfahrten auf der der Linie 567 Dorfen-St.Wolfgang-Isen-Lengdorf-Walpertskirchen-Erding fast bei jeder einzelnen Fahrt über 20 Fahrgäste. Die Linie 567 ist für eine “schnelle” Verbindung von Dorfen nach Erding nur wenig geeignet, dauert die Fahrt für die vollständige Strecke doch etwa 52 bis 54 Minuten. Allerdings werde verkannt, so der VCD, dass die Linie 567 zur Nahversorgung und Anbindung an die Zentren Dorfen und Erding diene, und zwar für die Gemeinden St. Wolfgang, Isen, Lengdorf und Walpertskirchen. So dauere eine Fahrt von St. Wolfgang nach Dorfen gerade einmal 9 Minuten, von Walpertskirchen nach Erding nur 12 Minuten. Bei einer künftig nur “schnellen” Verbindung von Dorfen nach Erding hätten diese Gemeinden das Nachsehen …
Eine schnelle Verbindung zwischen Dorfen und Erding ist mit der Linie 565 möglich, so der VCD weiter, hier ist mit etwa 34 Minuten eine Direktverbindung gegeben. Daher hat der VCD bereits mehrfach vorgeschlagen, beide Linien auszubauen, also die Linie 565 und die Linie 567, und einen durchgängigen Stundentakt in der Zeit von 5 bis 23 Uhr herzustellen. Auch die Linie 565 werde gut genutzt, so dass eine Prüfung auf eine Umstellung auf “on-demand”, also eine Extra-Anforderung jeder einzelnen Fahrt nicht der richtige Weg sei. Es stelle sich auch die Frage, wie bei bereits bisher über 20 Personen pro Fahrt, künftig die Leute mit Großraum-Taxis und kleinen Rufbussen befördert werden sollen – “da wären dann mehr Fahrten nötig, mit mehr Personal und somit auch höheren Kosten, von der Problematik des Personalmangels im Busverkehr ganz zu schweigen“, so Schreiber weiter.
“Ich kann den einzelnen betroffenen Gemeinden nur empfehlen, sich entschieden gegen jegliche Verschlechterungen im ÖPNV auszusprechen“, ergänzt Schreiber. Außerdem sei es schon verwunderlich, jetzt ein erneutes Gutachten erstellen zu wollen, wo doch bei der Erstellung des Nahverkehrsplans vor nicht allzu langer Zeit sämtliche Aspekte bereits eingehend – auch mit den beteiligten Gemeinden und Busunternehmen – geprüft worden seien.
Der ÖPNV in Bayern hinke vielen anderen Bundesländern hinterher, bemerkt der VCD. In etlichen Bundesländern haben vergleichbare Gemeinden wie St. Wolfgang oder Walpertskirchen bereits jetzt einen ganztägigen 30-Minuten-Takt, also über 30 Fahrten pro Richtung täglich. Und je besser das ÖPNV-Angebot, umso besser werde es auch genutzt. Daher sei es schon erstaunlich, wenn bei lediglich 9 bzw. 11 Fahrten täglich dennoch so viele Leute den Bus benutzen. Der Freistaat Bayern verwendet enorme finanzielle Mittel allein für den U-Bahn-Bau in München und Nürnberg – für die ländlichen Regionen bleibe letztendlich fast nichts mehr übrig. Daher sei die Landespolitik gefordert, endlich den ÖPNV auch in der Fläche auszubauen, zumindest ein Stundentakt von 5 bis 23h auf allen wichtigen Buslinien, so der VCD abschließend.
VCD: Es ist Zeit für ein Radwegenetz in der Stadt Freising
Seit Jahren wird in der Stadt Freising überlegt und geplant, wie der Radverkehr vorangebracht werden könnte, unter Beteiligung breiter Schichten der Bevölkerung (Runder Radltisch, Agenda 21, etc,). Der Stadtrat hat die Initiative des Bürgerbegehrens aufgegriffen und mit großer Mehrheit beschlossen, den Radverkehr in den kommenden Jahren deutlich voranzubringen. Nunmehr steht die Schaffung eines Radstreifens in der Erdinger Straße bevor.
“Derzeit ist die vorhandene Radinfrastruktur in Freising lediglich Stückwerk“, so Alfred Schreiber, Kreisvorsitzender des VCD – Verkehrsclub Deutschland. “Und gerade die Schnittstellen stellen Unfallschwerpunkte dar“. Darum ist es nach Ansicht des VCD unbedingt erforderlich, ein geschlossenes Netz an Routen für den Radverkehr zu schaffen.
Lerchenfeld als größter Stadtteil von Freising braucht für den Radverkehr dringend gute Verbindungen auf die andere Seite der Isar. “Die Erdinger Straße ist die Hauptroute zu zahlreichen Schulen, zur Altstadt und zum Bahnhof/Park&Ride-Platz. Möchte man den Radverkehr fördern und eine sichere Schulwegverbindung schaffen, kommt man an der Erdinger Straße nicht vorbei“, fügt Schreiber hinzu.
Der momentane Zustand in der Erdinger Straße gewährleistet nicht einen unfallfreien Radverkehr – daher sollte jetzt dieser Schutzstreifen geschaffen werden, fordert der VCD.
Vorstand des VCD Freising-Erding-Dachau nach der Wahl im Juli 2023 Von links nach rechts: Vilmar Eggersdorfer (Beisitzer), Andreas Kagermeier (Schatzmeister), Jürgen Maguhn (Beisitzer), Bernhard Sturm (2. Vorsitzender), Emilia Kirner (Beisitzerin), Alfred Schreiber (1. Vorsitzender). Ganz rechts: Franz Gabler (Stellvertretender Vorsitzender des VCD-Landesverbands) Photo: Siegried Polsfuß
Pressemitteilung
07.08.2023
Jahreshauptversammlung des VCD
Bei der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes des VCD – Verkehrsclub Deutschland im Freisinger “Haus der Vereine” schilderte Prof. Andreas Kagermeier in seinem Vortrag das Zustandekommen des neuen bayerischen Radgesetzes. Dies wurde im Landtag mit Regierungsmehrheit von CSU und Freien Wählern beschlossen, nachdem das Volksgehren zuvor nicht zugelassen worden war. Kagermeier: “Das neue Gesetz bleibt deutlich hinter den Vorschlägen des Volksbegehrens zurück. Allerdings wäre ohne diese Initiative wohl überhaupt kein Gesetz entstanden” – zumindest ein Teilerfolg konnte somit erreicht werden.
Der bisherige Vorstand und die Kassenprüfer wurden wiedergewählt; neu in den Vorstand gewählt wurde Emilia Kirner, die auch bereits für die ÖPD im Freisinger Stadtrat ist. Ebenso wurde eine Satzungsänderung zu Einladungen zur Jahreshauptversammlung einstimmig beschlossen.
Kreisvorsitzender Alfred Schreiber berichtete über die zahlreichen Aktivitäten des Kreisverbandes, der auch intensiv mit den VCD-Nachbarkreisverbänden in München und Landshut zusammenarbeitet. Ausbau des ÖPNV, Verbesserungen bei den Bahnverbindungen, Förderung Radverkehr, Einwendungen gegen immer weitere Straßenbaumaßnahmen – mit Anträgen und Vorschläge an Verwaltungen und bei Beteiligungsverfahren konnten einige Dinge positiv vorangebracht werden.
Zum Thema Barrierefreiheit schilderte Schreiber, dass in Deutschland generell nur ein einziger Aufzug an Bahnstationen vorgesehen sei. Bei Ausfall dieses einen einzigen Aufzugs ist dann oft wochenlang keine Benutzung mehr möglich, von Personen die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. In vielen anderen Ländern gebe es standartmäßig durchaus auch zwei oder drei Aufzüge an einer Bahnstation. Daher hat der der Kreisverband zusammen mit dem VCD-Kreisverband München eine Aktion gestartet über das Bundesverkehrsministerium und den Münchner Stadtrat. Jüngstes Beispiel aus der Praxis war kürzlich am Moosburger Bahnhof, wo die Feuerwehr jemand aus dem steckengebliebenen Aufzug am Bahnhof befreien musste.
Während seit Jahren bereits Benzin und Diesel entschwefelt wird, ist bei Kerosin weiterhin ein hoher Schwefelgehalt vorhanden, darauf weist der VCD – Verkehrsclub Deutschland hin. “Dies führt nicht nur zu einer erheblichen Schadstoffbelastung für die Menschen im direkten Umfeld der Flughäfen, sondern wirkt sich auch negativ auf das Klima aus”, so VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber.
Durch den hohen Schwefelgehalt von Kerosin entstehen bei der Verbrennung unnötigerweise viele Schadstoffe und auch Ultrafeinstaub, was zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen kann. Menschen im Umfeld von Flughäfen, aber auch Beschäftigte am Flughafen selbst, sind dadurch einer gesundheitlichen Gefährdung in nicht unerheblichem Maße ausgesetzt. “Es geht aber auch anders”, so Schreiber, “denn am Flughafen Wien-Schwechat wird nur noch schwefelarmes Kerosin getankt – ist denn der Flughafen München nicht ‘an guter Nachbarschaft’ mit dem Umland interessiert?”
Gleichzeitig bewirkt der hohe Schwefelgehalt ein verstärktes Entstehen von Kondensstreifen, was sehr belastend für das globale Klima ist und den Treibhauseffekt weiter anheizt. Mit einer deutlichen Reduzierung des Schwefelgehaltes würden auch diese belastenden Kondensstreifen reduziert werden können, noch dazu wo zwei Drittel der Klimabelastung durch den Flugverkehr auf Non-CO2-Effekte zurückzuführen sind, fügt der VCD hinzu.
Die Kosten für eine Entschwefelung halten sich sehr in Grenzen, betragen lediglich etwa 1 bis 2 Cent pro Liter Kerosin. “Was ist uns die Gesundheit der Menschen und wirksamer Klimaschutz eigentlich wert?” fragt Schreiber weiter. Der VCD appelliert an die Flughafen-Gesellschaft FMG und an den Mehrheitsgesellschafter Freistaat Bayern, hier tätig zu werden; sprich die Bayerische Staatsregierung wird aufgefordert, am Flughafen München künftig eine Umstellung auf schwefelfreies Kerosin jetzt in die Wege zu leiten.
Nordumfahrung Erding – Ein vollkommen überflüssiges “Grün-Kaputt-Projekt”
Seit über zwanzig Jahren gibt es jetzt Planungen für die Nordumfahrung von Erding (ED99) – in den zahlreichen Einwendungen zur ersten Tektur 2021 wurde ausdrücklich auf den Aspekt Klimaschutz hingewiesen. Jetzt tauchen neue Aspekte auf, frühere Prognosen haben sich nicht bestätigt und die finanziellen Kosten laufen völlig aus dem Ruder. Das Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen fordert eine vollständige Aufgabe der Nordumfahrung Erding.
Nunmehr durch ein eigenes Gutachten “Berücksichtigung der Auswirkungen auf das globale Klima durch klimaschädliches Kohlendioxid beim Bau der Nordumfahrung durch Baustoffe und Baumaschinen” wird nun endlich auch dieser Aspekt geprüft. Das Bündnis erwartet, dass in diesem Gutachten ausführlich und umfangreich die Belange des Klimaschutzes berücksichtigt werden. Die Ergebnisse dieses Gutachtens können eigentlich nur lauten, dass die Nordumfahrung nicht klimaverträglich sein kann und deshalb die Planungen sofort eingestellt werden müssten.
Auch die im SZ Artikel “Ein Projekt mit vielen Unbekannten” vom 31.05.23 erwähnten neuen Verkehrsgutachten legen den Schluss nahe, dass die Nordumfahrung nicht geeignet ist, künftige Verkehrsströme sinnvoll zu lenken bzw. Verkehrsprobleme zu lösen. Weil die vorausgesagten Zunahmen zum Beispiel auf der B388 nicht zutreffen, muss jetzt der neuen Erdinger Stadtteil Fliegerhorst als Begründung für die Nordumfahrung herhalten. Auf diesem Stadtteil liegt der neue Erdinger Bahnhof mit künftigem S-Bahn-Ringschluss und Anschluss über die Walpertskirchner Spange.
“Wurde die Möglichkeit der Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf die Schiene in diesen neuen Gutachten auch berücksichtigt?” fragt sich Alfred Schreiber vom VCD Kreisverband Erding. Er erläutert weiter: “Die so vorgesehene Nordumfahrung löst nicht die Verkehrsprobleme der Stadt Erding und der Region. Auch kann es nicht im Sinne der Region sein, weiterhin an einer 3. Startbahn festzuhalten und hierfür solch eine Straßenplanung zu forcieren, die dann auch noch in nicht unerheblichem Umfang durch die Stadt Erding selbst bezahlt werden soll.” Die Nordumfahrung würde zusätzlichen Lärm für weite Teile der Stadt Erding bedeuten, und das Naherholungsgebiet im Norden der Stadt – incl. Kronthaler Weiher – stark beeinträchtigen.
Wolfgang Fritz, Initiator des Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen und Vorstandsmitglied der BUND Naturschutz-Kreisgruppe Erding betont: “Außerdem laufen die Kosten vollkommen aus dem Ruder. Das Ende der Fahnenstange wird auch nicht bei den im Bericht genannten 90- 100 Millionen Euro liegen, sondern deutlich darüber.“
“Der Ausbau des ÖPNV und der Radwege ist der Förderung von noch mehr rollendem Straßenverkehr zu bevorzugen. Ein attraktiveres Nahverkehrsangebot würde viele Pendler entlasten und damit Natur und Kreatur. Die Versiegelung immer weiterer Flächen bringt in der Summe mehr Schaden als Nutzen“, so Ursula Schmidt-Hoensdorf, Vorsitzende des LBV Kreisverband Erding.
Hier wäre noch der Verbrauch von wertvollen Acker- und Naturflächen von ca. 35 – 40 Hektar zu nennen. So lassen sich die Ziele eines reduzierten Flächenverbrauchs von 5 ha pro Tag nicht erreichen. Außerdem werden die Bodenpreise in die Höhe getrieben und die landwirtschaftlichen Flächen werden für kleinere Landwirtschaftsbetriebe nicht mehr erschwinglich.
Das Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen wird auf jeden Fall auf die Erörterung gut vorbereitet sein und die Planungsunterlagen einschließlich der neuen Gutachten genau unter die Lupe nehmen. Wir möchten einen Beitrag leisten für einen weiterhin lebenswerten Landkreis Erding, der auch nachfolgenden Generationen Lebensqualität, Naherholung im Norden von Erding und – neben der weiterhin bestehenden Mobilität per PKW – eine Fortbewegung mit attraktivem ÖPNV und gut ausgebauten Radwegen bietet.
Überlegungen des Landkreises Erding, künftig verstärkt auf Expressbusse zu setzen – und damit bestehende Busse zu ersetzen, sich also aus der Fläche zurückzuziehen, sieht der VCD – Verkehrsclub Deutschland als wenig erfolgversprechend. “Die Siedlungsstruktur des Landkreises Erding, mit vielen kleinen und kleinsten Ortschaften, ist dafür wenig geeignet“, äußert sich VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber. Üblicherweise werden Expressbusse zwischen größeren Orten eingesetzt, beispielsweise zwischen der Stadt Dachau und der Stadt Fürstenfeldbruck, oder zwischen Dachau und dem Forschungszentrum Garching.
Das oft zitierte Beispiel der Verbindung Erding – Dorfen mit der Linie 567 zeigt dieses Dilemma auf – nur sehr wenige Fahrgäste fahren die volle Strecke zwischen diesen beiden Städten. Obwohl bei der Linie 567 bereits jetzt normalerweise etwa 20 bis 30 Personen pro Busfahrt mitfahren, steigt die überwiegende Zahl der Leute zwischen Dorfen und Erding aus beziehungsweise ein. Bei einem Expressbus müsste somit auf über 70 Prozent der Fahrgäste verzichtet werden; gleichzeitig würde die ÖPNV-Anbindung für St. Wolfgang, Isen, Lengdorf und Walpertskirchen entfallen, obwohl sich diese Gemeinden bisher schon an den Kosten beteiligen.
Ein ÖPNV-Ausbau ist nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes unbedingt erforderlich, sondern stellt auch eine wichtige Infrastrukturmaßnahme dar. Mittlerweile klagen immer mehr Unternehmen darüber, dass Auszubildende nur unzureichend mit dem ÖPNV ihren Ausbildungsplatz erreichen können.
Der Landkreis Erding sollte keine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik betreiben, sondern dem Beispiel anderer Landkreise im MVV-Bereich folgen und den ÖPNV weiter ausbauen. Die durchgeführten Verbesserungen der letzten Jahre zeigen – nach Corona – inzwischen erste Erfolge. Daher sollte das Angebot schrittweise weiter verbessert werden. Allerdings ist entschieden mehr Werbung für die Landkreisbusse dringend angezeigt. So sind Fahrplanhefte kaum erhältlich, weder in den Bussen, noch am Bahnhof. Ein gutes ÖPNV-Angebot mit deutlich mehr Fahrten steigert die Akzeptanz und auch die Wirtschaftlichkeit, so der VCD abschließend.
VCD informiert zum Fahrplanwechsel im Landkreis Freising
Am kommenden Sonntag, 11. Dezember 2022 tritt der neue Fahrplan in Kraft. Hierzu informiert der VCD – Verkehrsclub Deutschland zu den Verbesserungen im Landkreis Freising.
Mit der neuen MVV-Buslinie 688 Zolling-Anglberg-Gerlhausen-Haag/Amper-Langenbach-Oberhummel-Niederhummel-Thonstetten-Moosburg besteht erstmals ein ÖPNV-Anschluss auch für das Gewerbegebiet Langenbach, für Oberhummel und Niederhummel; dafür entfällt das bisherige RufTaxi 6800.
Die Linie 601 Freising-Wippenhausen/Haindlfing-Kirchdorf/Amper-Paunzhausen wird deutlich ausgebaut, auch am Samstag. So gibt es künftig mehr Fahrten als bisher und die Anbindung für Wippenhausen und Burghausen wird damit verbessert.
Erst seit einem Jahr gibt es die Express-Buslinie X660 Garching-Freising-Weihenstephan. Diese Linie wird so gut angenommen, dass jetzt zusätzlich samstags ein Stundentakt zwischen Garching (U6) und dem Freisinger Bahnhof eingerichtet wird.
Die bisherigen Taktlücken bei der S1 nach Freising werden endlich beseitigt – diese Forderung hatte der VCD seit Jahren erhoben. Die Kritik war immer wieder, dass die S1 zwar zum Flughafen alle 20 Minuten fährt, aber nicht bis Freising. Nunmehr gibt es ab Fahrplanwechsel montags bis freitags auch bis Freising einen durchgängigen 20-Minuten-Takt, von 5 Uhr bis 23 Uhr.