Pressemitteilung
Erding, 26.10.16
VCD: Zweite Stammstrecke bringt Verschlechterungen für Erding
Nicht in den Jubel der Bayerischen Staatsregierung möchte der VCD (Verkehrsclub Deutschland) mit einstimmen – bei näherer Betrachtung bedeute dieses Projekt eine Verschlechterung für Fahrgäste aus dem Landkreis Erding, so VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber.
So werde künftig aus Erding mit der S-Bahn die direkte Anbindung in die Münchner Innenstadt nicht mehr möglich sein, führt Schreiber aus. Nach dem Ostbahnhof gebe es dann nur noch die Haltestelle “Marienhof” und danach kommt der Hauptbahnhof – die Haltestellen Rosenheimer Platz, Isartor und Stachus werden nur per Umsteigen aus Richtung Erding erreichbar. “Die bei der gewählten Streckenführung eigentlich naheliegende Umsteigemöglichkeit ‘Max-Weber-Platz’ zu den U-Bahn-Linien U4 und U5 sowie zur Tram wurde bei den Planungen komplett gestrichen – dort fährt dann die S-Bahn einfach vorbei – weil sonst bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen das Projekt völlig durchgefallen wäre“, so Schreiber. “Und die geplante neue S-Bahn-Haltestelle ‘Ostbahnhof’ ist bedingt durch den Kurvenradius in Richtung Haidhausen künftig bei der S2 aus Richtung Erding schon fast auf halbem Wege zum ‘Leuchtenbergring’ “. Im Klartext: Von der S2 aus entweder extrem lange Fußwege zum Umsteigen zum Ostbahnhof zu den anderen S-Bahn-Linien und zur U-Bahn, oder alternativ zum Umsteigen zur Münchner Innenstadt möglichst bereits am ‘Leuchtenbergring’; dort aber verkehren nur wenige Linien, also alles andere als eine ausgereifte Lösung“.
Anstelle den bisherigen 20-Minuten-Takt auf einen 10-Minuten-Takt im Berufsverkehr zu verdichten, sehe das (vorläufige) Betriebskonzept einen 30-Minuten-Takt vor, mit einer zeitweisen Verdichtung auf einen 15-Minuten-Takt. Insbesondere am Wochenende und zu den Abendstunden sei eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Zustand zu befürchten.
Mit einer Fertigstellung werde 2026 gerechnet; nachdem “mit Volldampf” an dem neuen Projekt gearbeitet werde, ist zu erwarten, dass dringend notwendige Maßnahmen auf den Außenästen des S-Bahn-Netzes aufgeschoben werden. Weder entsprechende Sanierungsmaßnahmen an Stellwerken, noch ein dringend nötiger Ausbau der bislang nur eingleisigen Strecke Erding – Markt Schwaben – was schon bisher regelmäßig zu Verspätungen führt – ist mit Festlegung auf das Großprojekt “Zweite Stammstrecke” zu erwarten. Dadurch dürften die Benutzer des Münchner S-Bahn-Systems auch in den kommenden zehn Jahren weiter mit regelmäßigen Betriebsstörungen und Verspätungen rechnen.
Der VCD hatte in den vergangenen Jahren immer wieder alternative Planungen zur zweiten S-Bahn-Strecke aufgezeigt. Möglich wäre dies beispielsweise mit einem S-Bahn-Südring, der mit deutlich geringeren Kosten auch viel schneller realisierbar wäre. Dann könnten zusätzlich zu den bestehenden S-Bahnen – und bei Betriebsstörungen – weitere Verstärker über den Südring geführt werden, zur Entlastung und mit zusätzlichen Umsteigeverbindungen zur U-Bahn, beispielsweise am Kolumbusplatz und am Heimeranplatz. Auch wäre bei solch einer Lösung weiterhin eine direkte umsteigefreie Verbindung in die Münchner Innenstadt möglich.
Nach Ansicht der VCD kranke das Münchner S-Bahn-System daran, dass fast alle Fahrgäste durch das Zentrum geführt werden, auch diejenigen, die überhaupt nicht dorthin wollen. Anstelle das S-Bahn-System wirksam zu entlasten, verschärfe sich die Situation für Umsteiger dadurch sogar noch. Dringend nötige Maßnahmen an den S-Bahn-Außenästen und Tangentialverbindungen in München werden hintenan gestellt, so Schreiber abschließend.