PM49 Neue Wege zu einer Fahrradstadt Freising
Pressemitteilung
Erding, 23.10.09
Neue Wege zu einer Fahrradstadt Freising:
VCD-Experte zeigt Risiken und Chancen für Radfahrer auf
Der VCD Erding/Freising/Dachau hatte sich den Radverkehrsexperten Bernd Sluka aus Passau eingeladen, um nicht nur Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung für Radfahrer vorzustellen, sondern auch Möglichkeiten zu suchen, wie Radfahren in der Stadt sicherer und besser gemacht werden kann.
Zu Beginn bezeichnete Sluka den VCD als Verkehrsclub für alle, der auch für Radfahrer Anreize biete, vor. Kritisch setzte er sich mit der Benutzungspflicht für Radwege auseinander, die laut Straßenverkehrsordnung die Ausnahme sein sollte und nur bei besonderer Gefahrenlage vorgeschrieben sei. Auch linke Radwege sollten nur noch in Ausnahmefällen eingerichtet werden, wobei Querungshilfen vorhanden sein müssen. Seitenstreifen, bei denen der Radfahrer wählen kann, ob er sie benutzt, seien benutzungspflichtigen Seitenstreifen vorzuziehen. Auf Gehwegen, die für Radfahrer frei gegeben werden, sollten diese eine dem Fußgänger angepasste Geschwindigkeit einhalten.
Neu ist, so Bernd Sluka vom VCD, dass die Sicherheit jetzt einen höheren Stellenwert habe als die Verkehrsordnung. Er zeigte mit Graphiken auf, dass Radfahren auf Radwegen gefährlicher ist als Fahren auf der Fahrbahn. Auch bei guten Radwegen sei das Unfallrisiko an Kreuzungen fünf mal höher als ohne Radweg. Grund sei, dass der Autofahrer den Radfahrer auf Radwegen nicht in seinem Blickfeld hat und beim Abbiegen leicht übersieht oder zu spät bemerkt. Bei linken Radwegen steige das Unfallrisiko auf das Zwölffache, da der Radfahrer gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Als Fazit seiner Ausführungen listete Sluka einige Forderungen auf, die das Radfahren sicherer und angenehmer machen sollen. Innerorts sollte dem Mischverkehr der Vorzug gegeben werden. Es sollten keine benutzungspflichtigen Radwege eingerichtet werden und keine gemeinsamen Geh- und Radwege. Als Angebot könnten Seitenstreifen ungeübteren Radfahrern Sicherheit geben. Einbahnstraßen und Sackgassen sollten in jedem Fall für Radfahrer frei gegeben werden. Selbständige Radwege abseits von Straßen, die die Wege verkürzen, werden gerne angenommen. Man solle Wegweisungen, also Netze für Radfahrer, schaffen, damit man mit dem Drahtesel seine Ziele schneller erreichen kann als mit dem Auto. Ein festes Budget für den Radverkehr, das 1/5 des Betrages, der für den Autoverkehr ausgegeben wird, enthält, und eine positive Werbung führen zu einer Zunahme des Radverkehrs.
In der anschließenden Diskussion wurde von Zuhörern auch thematisiert, dass man früher etwas blauäugig nur auf den Bau von Radwegen gesetzt habe, ohne deren Gefahren zu erkennen. Der VCD-Kreisvorsitzende Alfred Schreiber plädierte für mehr selbständig geführte Radwege fernab von Straßen.