Vorschlägen wie “künftig Kleinbusse im Innenstadtbereich” einzusetzen, erteilt der VCD (Verkehrsclub Deutschland) eine klare Absage. “Bei zusätzlichen hohen Kosten würde dies nicht nur wenig Nutzen bringen, sondern sogar schaden“, so VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber. “Dabei ist der enorme Vorteil des Stadtbusses eine bessere Verkehrserschließung für die Altstadt”. Denn bei einer schnellen, direkten und umsteigefreien Verbindung aus den Stadtteilen in die Altstadt kann man auch direkt am Marienplatz aus- und einsteigen, zum Arzt oder zum Einkaufen gehen.
Auf der kurzen Strecke in die Altstadt ist ein extra Umstieg inakzeptabel, da die Wartezeit in der einen oder anderen Richtung durchaus bis zu 30 Minuten dauern kann (“da bin ja zu Fuß mindestens doppelt so schnell”). Die Zusatzbusse sind praktisch eine Doppelversorgung, sind teuer und bedeuten für viele Fahrgäste eine deutliche Angebotsverschlechterung – und machen den Stadtbus insgesamt unattraktiv. Leidtragende werden insbesondere Senioren sein, Leute mit Knieproblemen, etc. Außerdem könnten bei kleinen Bussen zeitweise nicht alle Kinderwägen, Rollstühle und Rollatoren platzmäßig aufgenommen werden.
Baustellenbedingt fahren die Busse seit einiger Zeit nur noch teilweise in die Altstadt – nach Ansicht des VCD müssen jedoch künftig die Busse wieder direkt die Altstadt anfahren. Ringlinien und eine Streckenführung “außenrum” hatten wir in Freising bereits in den 1980er und zu Beginn der 1990er-Jahre; damals sind diese Versuche allesamt kläglich gescheitert. Erst mit der Linienführung direkt in die Altstadt kam der Freisinger Stadtbus auf Erfolgskurs. Bereits 1993 stellte das damalige Planungsbüro Metron fest, wie stark das Fahrtziel “Zentrum” angenommen wird. Dies ist auch immer noch so – in den letzten Jahren gab es beispielsweise regelmäßig Forderungen aus Lerchenfeld, doch bitte wieder “direkt umsteigefrei in die Stadt” fahren zu können.
Von den Baustellenumleitungen einmal abgesehen, kann man von Neustift (Haltestelle “Landratsamt”) in nur fünf Minuten in die Altstadt (Haltestelle “Untere Hauptstr.”) mit dem Stadtbus fahren, und genauso schnell auch wieder zurück – ein unschlagbarer Vorteil! Oder von der “Obervellacher Straße” in nur sieben Minuten direkt und umsteigefrei in die “Obere Hauptstraße” zum Kriegerdenkmal. Ein Stellplatz ist dann natürlich auch nicht nötig …
Allerdings sei bereits jetzt feststellbar, so Schreiber weiter, dass eine stärkere Überwachung der verkehrsberuhigten Altstadt dringend nötig ist, denn es kommt bereits verstärkt zu Dauerparkern. Dies bereite nicht nur Probleme für die Stadtbusse, sondern auch für Feuerwehr, Notarzt, Müllabfuhr und Lieferfahrzeuge. “Der Stadtbus muss einfach direkt in die Stadt fahren, diese Forderung hören wir immer wieder, insbesondere von älteren Mitbewohnern!”, so der VCD abschließend.
Der VCD (Verkehrsclub Deutschland) zeigt sich verwundert über die jüngst im Planungsausschuss vorgesehenen Regelungen der Innenstadtkonzeption. “Der Stadtbus in der Altstadt ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung”, so Alfred Schreiber, VCD-Kreisvorsitzender.
Bis zu Beginn der 1990 Jahre fuhren die Stadtbusse nur zum Teil oder nur an den Rand der Innenstadt, große Umwege und lange Fahrzeiten waren die Folge. Erst mit zunehmender Verlagerung der Buslinien in die Altstadt nahm der Stadtbus seinen großen Aufschwung. So stellte das Verkehrsplanungsbüro Metron bereits im Jahre 1993 fest, “dass fast die Hälfte aller Fahrgäste eigentlich nicht zum Bahnhof, sondern in die Innenstadt wollen“. Dies stellt nicht nur optimale Voraussetzungen für einen ÖPNV-Ausbau dar, sondern stärkt auch die Innenstadt selbst und bindet Kaufkraft.
“Gerade die Linienführung durch die Altstadt ‘wie an einer Perlschnur‘ ist für den ÖPNV optimal”, führt Schreiber aus. “Direkte kurze und schnelle Verbindungen ohne Umsteigen sind das Ergebnis dieses Konzeptes“. Die Busse fahren umsteigefrei von den Wohngebieten Neustift durch die Altstadt (durch die Hauptstraße) zum Bahnhof. Die Verbindung vom Landratsamt bis in die Untere Hauptstraße (Höhe General-von-Nagel-Straße / Heiliggeistgasse) benötigt gerade einmal 5 Minuten – und zwar jeweils stadteinwärts wie auch stadtauswärts. Am Beispiel der Linie 638 bedeutet “die Perlschnur”: Bahnhof – Obere Hauptstraße – Weihenstephan – Vötting. So ist von Vötting aus (Haltestelle Bachstraße) bis in die Altstadt eine Fahrt in nur 6 Minuten stadteinwärts möglich, ebenso nur 6 Minuten stadtauswärts. Eine geänderte Linienführung außerhalb der Altstadt würde zu massiven Verspätungen führen, denn derzeit fahren die Stadtbusse beispielsweise nicht durch die Johannisstraße “und somit am Stau vorbei”. Kleinbusse wären aus Kapazitätsgründen keine Alternative und wären (wegen Doppelversorgung) betriebswirtschaftlich nicht finanzierbar.
Auch in München bietet die S-Bahn-Stammstrecke solch eine “Perlschnur”: Hauptbahnhof-Stachus-Marienplatz-Isartor-Rosenheimer Platz-Ostbahnhof; einer der Hauptgründe für die Vervielfältigung der S-Bahn-Fahrgäste. Die Straßenbahnlinie 19 (Steinkirchen-Theatinerstraße-Stachus-Hauptbahnhof-Pasing) führt auch direkt aus den Wohngebieten in das Zentrum und zu Haupt- und Ostbahnhof. Diese Tramlinie 19 fährt sogar durch die Fußgängerzone – wer möchte ernsthaft behaupten, München hätte keine “richtige” Fußgängerzone? In Frankreich erleben die Straßenbahnen eine regelrechte Renaissance; immer mehr Städte bauen zwischenzeitlich neue Tramlinien mitten ins Zentrum. “Für Freising bietet der Stadtbus die große Chance der Verbesserung der Verkehrserschließung. Während am Marienplatz mit dem Auto nicht geparkt werden kann – eine Bushaltestelle gibt es dort aber!” so Schreiber weiter.
In Freising ist die Altstadt – aufgrund ihrer Geschichte als Bischofsstadt – eine der flächenmäßig größten historischen Städte Bayerns (zwar nicht vergleichbar mit der ehemaligen Fuggerstadt Augsburg oder der ehemaligen Freien Reichsstadt Nürnberg, aber immerhin. Die Ost-West-Ausdehnung der Altstadt in München ist nur wenig länger als die Ost-West-Ausdehnung der Freisinger Altstadt, mit fast 1000 Metern Länge). “Dies führt zu relativ weiten Entfernungen, daher machen mehrere Bushaltestellen und eine Führung der Buslinien durch die Hauptstraße auf jeden Fall einen Sinn“, fügt Schreiber hinzu. Und ein Fußweg von fast einem Kilometer zur nächsten Bushaltestelle sei für niemand zumutbar – insbesondere nicht für altere Mitbürger, Menschen mit Gehproblemen, Rollstuhlfahrer, usw. sei dies sehr wichtig. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 7 km/h sei unrealistisch – welcher Radfahrer wird denn schon sein Fahrrad von der Heiliggeistgasse bis zum Karlwirt schieben? Für die Stadtbusse bedeute dies nicht nur längere Fahrzeiten, sondern Umläufe könnten nicht mehr eingehalten werden – es müssten zusätzliche Busse extra angeschafft werden, was die Betriebskosten unnötig in die Höhe treiben würde. “Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h ist in der Freisinger Altstadt angesichts der großen Entfernungen die optimale Geschwindigkeit” ergänzt Schreiber. Ein sinnvolles Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer sollte laut VCD das Ziel sein. Der Stadtbus sei in puncto Innenstadtkonzeption Teil der Lösung, wie verschiedene Besprechungen seit 2010 immer wieder aufgezeigt haben. Laut Innenstadtkonzeption soll der Autoverkehr reduziert werden, gleichzeitig sollen Fußgänger- und Radverkehr sowie der ÖPNV – und damit die Erreichbarkeit der Innenstadt – verbessert werden.
Vorschlag des VCD für die Verkehrsberuhigung in der Freising Altstadt von 2006
VCD Vorschlag 2006: Verkehrsberuhigung in der Freisinger Altstadt
Bereits 2006 hat der VCD einen Vorschlag für die Weiterentwicklung der – 2024 ja immer noch nicht abgeschlossenen – Verkehrsberuhigung in der Freisinger Altstadt vorgelegt. Dieser wird hier quasi als “historisches Dokument” dargestellt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das erste Thema, das der neu gegründete Kreisverband des Freising des Verkehrsclub Deutschland (VCD) vor mittlerweile 16 Jahren aufgegriffen hatte, war die Forderung nach einer Fußgängerzone in der Altstadt. Circa 1000 Unterschriften von Unterstützern dieses Anliegens übergaben Vertreter des VCD dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Schäfer. Der VCD war natürlich nicht die erste Gruppierung, die sich diesbezüglich engagierte. Seit den 70er Jahren gab es immer wieder Vorstöße von verschiedenen Gruppierungen
Vieles wurde in der Zwischenzeit umgesetzt und Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens wurden ergriffen, die unserer Ansicht nach die Stadt sehr zum Positiven verändert haben.
Durch das Engagement diverser politischer Gruppierungen ist das Thema Fußgängerzone aktuell wieder auf der Tagesordnung. Deshalb möchten wir Ihnen unseren Entwurf noch einmal vorstellen, dessen Grundzüge wir bereits vor geraumer Zeit erarbeitet, in einem zentralen Bereich aber weiterentwickelt haben. Gerne würden wir dieses Konzept als Diskussionsgrundlage sowie auch andere Ansätze persönlich mit Ihnen diskutieren, da wir glauben, dass die Gestaltung unseres Zentrums ein wesentlicher Standortfaktor auch für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der ansässigen Betriebe gerade unter dem Konkurrenzdruck der am Stadtrand angesiedelten Discounter und Billigmärkte ist.
Häufig wird, unserer Ansicht nach zu Unrecht, der Busverkehr kritisiert. Mitunter steht gar die Forderung im Raum, diesen aus der Altstadt zu verbannen. So sehr man sich persönlich vom Busverkehr auch belästigt fühlen mag, so unverzichtbar ist dieser Verkehr aber für die öffentliche Infrastruktur und die Mobilität beträchtlicher Teile der Bevölkerung; Senioren, Schüler, Studenten, Eltern mit Kindern, sozial schwache Menschen, für die ein Pkw nicht finanzierbar ist, aber auch Bürger, die aus ökonomischen oder ökologischen Erwägungen bewusst auf die Benutzung ihres Autos für Kurzstrecken verzichten. Für diese Menschen ist die Erreichbarkeit der Altstadt mit dem Bussystem eine Grundvoraussetzung, um dort einzukaufen, die anliegenden Fachärzte aufzusuchen und generell am sozialen Leben teilzunehmen zu können.
Durch ein weiter ausgebautes noch attraktiveres Angebot kann noch ungenutztes Potential in der Bevölkerung mobilisiert werden, dies erhöht in der Folge die Rentabilität. Öffentlicher Verkehr generell ist Grundvoraussetzung für eine gute Erschließung der Altstadt und damit unverzichtbar für eine weitere Verkehrsberuhigung. Dem Busverkehr muss in Freisings guter Stube deshalb ohne Wenn und Aber Priorität eingeräumt werden – Schrittgeschwindigkeit bei der Durchfahrt des Sperrriegels sollte dabei selbstverständlich sein.
Momentan macht die allgemeine Situation noch keine Gruppe der Verkehrsteilnehmer wirklich glücklich – Konflikte und mitunter riskante Begegnungen zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern werden ohne zusätzliche Maßnahmen weiter auf der Tagesordnung stehen und sogar zunehmen.
Nur ein konsequenter neuer Schritt zu einer echten Verkehrsberuhigung mit weiteren Zonen auch im Zentrum, die vorwiegend Fußgängern vorbehalten bleiben, wird die Altstadt aufwerten können und dem drohenden Bedeutungsverlust durch den Strukturwandel im Einzelhandel entgegenwirken. Es muss ein attraktiver Gegenpol zu den am Stadtrand entstandenen Betrieben entwickelt werden, damit die Funktion der Altstadt auf gewohntem Niveau in sozialer, kultureller und auch wirtschaftlicher Hinsicht im Wettbewerb erhalten wird.
Eine komplette Sperrung ist unserer Ansicht nach nur schwer machbar, da u.A. viele Fachärzte ihre Praxen in der Innenstadt haben, die besonders für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen problemlos erreichbar sein müssen. Zudem erschwert die Topografie in Freising eine problemlose Belieferung und Versorgung der dort ansässigen Geschäfte und Betriebe von der Rückseite, falls die Hauptstrasse komplett gesperrt würde. Eine weitgehende Reduktion des motorisierten Verkehrs sollte dennoch möglich sein, wobei die Durchlässigkeit der Hauptstrasse nur für Rettungsdienste, Busse und Radfahrer gewährleistet sein soll. Für private Pkw könnte beispielsweise eine Art Sackgassenregelung eingeführt werden, so daß die Zufahrt für Arztbesuche oder zur Hotelanfahrt möglich ist, danach aber zur Ausfahrt gewendet werden muss. Dasselbe sollte auch für Lieferfahrzeuge gelten.
Die wesentlichen Punkte des VCD Vorschlags:
Als Kern eines Umbaus sollte ein “Sperrriegel” ( Poller ) zwischen Marienplatz und Einmündung Ziegelgasse installiert werden, der ausschließlich von Bussen und Fahrrädern, sowie Rettungsfahrzeugen passiert werden kann. Ideal wäre ein niveaugleicher Ausbau dieses Riegels mit dem Fußweg; sonstige eingefahrene Fahrzeuge müssen wenden – kein Durchstich, kein Showfahren von Autos und Motorrädern mehr. Da diese Strecken dann “bedingt attraktiv” sind, werden nur noch Verkehrsteilnehmer einfahren, die ein wirkliches “Anliegen” haben. Ein Problem stellen natürlich wendende Pkw vor dem Bayrischen Hof dar. hier müsste ein Wendehammer, oder ähnliches geschaffen werden.
Begrenzung des Lieferverkehrs von 8:00 bis 12:00 Uhr; dies sollte ausreichen für eine problemlose Belieferung, bedeutet aber deutlich weniger Behinderungen zu den Haupteinkaufszeiten – wichtig dabei ist die Entzerrung von der morgendlichen Rushhour vor Schulbeginn.
Verkehrsberuhigung aller Gassen und Seitenstrassen im gesamten Altstadtbereich als reine Anwohnerbereiche.
Fahrradstellplätze müssen generell noch in beträchtlicher Anzahl an zentralen Orten ausgewiesen werden, die vorhandenen reichen definitiv nicht aus. Fahrräder werden deshalb zwangsläufig oft behindernd v.A. für Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer, Kinderwägen etc. auf den Fußwegen abgestellt.
Die eigentlich längst überfällige Öffnung der Moosach; Klein-Venedig als Publikumsmagnet für Flaneure und Eiscafebesucher – ein Plus für Freisings Altstadt als Einkaufs- und Freizeitmeile!!!!
Von großer Bedeutung ist eine geschlossene Gestaltung der Altstadt, damit diese als historisch gewachsene Einheit zur Geltung kommt. Es sollte durch visuelle und bauliche Maßnahmen bereits beim Eintreten/fahren automatisch vermittelt werden, daß man ins Herz Freisings eintritt, in eine Zone mit anderen Prioritäten, in der sich soziale Funktionen, Einkaufen, Arbeiten, Wohnen, Kommunikation und Freizeit vermischen. Auch der Fremdenverkehr hat hier seinen Platz und Lebensqualität steht im Vordergrund. Kurzfristig kann dies beispielsweise durch eine Verengung und/oder Aufpflasterung aller Zufahrten erreicht werden (man denke an die Positionen und Wirkung der alten Stadttore – aktuell könnten auch sie durch stilisierte Portale wiederaufleben). Langfristig sollte über eine auf die Altstadt beschränkte typische Art der Pflasterung und Straßenraumgestaltung die Einheit und der Zonencharakter optisch vermittelt werden. Eine Verringerung der üppigen Beschilderung durch allgemeingültige Zonenregelungen könnte ein angenehmer Nebeneffekt sein.
Wir würden uns freuen, am Gestaltungsprozess für die Freisinger Altstadt teilnehmen zu können und die Anregungen, die auch über die Jahre zu einem nicht unerheblichen Teil von außen an uns herangetragen wurden, an Sie weitergeben dürfen.
Mit freundlichen Grüßen, Harald Heinrich (damaliger VCD-Vorsitzender)