PM88a Den Geisterradlern wird der Kampf angesagt

Leserbrief

Erding, 07.07.14

Leserbrief zu “Den Geisterradlern wird der Kampf angesagt”

Es ist sehr zu begrüßen, dass Verwaltung und Polizei endlich etwas gegen das unselige Bürgersteigradln unternehmen, das sowohl für die Radler als auch für die Fußgänger hochgefährlich ist.

Es sollte aber nicht übersehen werden, dass es Gesetzgeber, Verwaltung und Polizei waren, die diese Entwicklung ausgelöst und jahrzehntelang gefördert haben. Sie haben die Radfahrer gezwungen, auf kombinierten Radfußwegen – auch gegen die Fahrtrichtung – zu fahren. Selbst heute ist es noch so, dass der Gesetzgeber Kinder zwingt, als Geisterradler auf Gehwegen zu fahren, obwohl viele Studien zeigen, dass dies die gefährlichste Fortbewegung ist, die man in Städten wählen kann. Wenn aus den Kindern Jugendliche oder Erwachsene geworden sind, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie immer noch glauben, auf Bürgersteigen sicher radeln zu können.

Gesetzgeber, Verwaltung und Polizei haben hier leichtfertig dem Wunsch der Autofahrer nachgegeben, möglichst ungestört und möglichst schnell fahren zu können, obwohl unsere Städte für solche Geschwindigkeiten nicht ausgelegt sind. Besonders infam wäre es allerdings, wenn man einen über Jahre zum Bürgersteigradler erzogenen Bürger dann plötzlich als Geisterradler beschimpft, obwohl er am allerwenigsten für die Situation kann. Verwaltung und Polizei sollten sich endlich dazu durchringen, für alle Verkehrsteilnehmer erträgliche Geschwindigkeiten in den Städten auszuweisen bzw. zu kontrollieren. Und alle Verkehrsteilnehmer müssen gleich behandelt werden. Dazu gehört, einem Fußgänger oder Radfahrer ebensoviel Platz zuzugestehen wie einem Autofahrer. Dazu gehört, dass nicht an jeder Ampel die Fußgänger gegenüber den Autofahrern benachteiligt werden. Nur dann werden wir alle sicherer und schneller vorwärts kommen.

Prof. Dr. Karl Auerswald
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Kreisverband Freising-Erding-Dachau e.V.