PM103a Kapazitätsengpässe am Flughafen München?
Leserbrief
Erding, 09.11.15
Kapazitätsengpässe am Flughafen München?
In der Diskussion um die 3. Startbahn wird von der FMG (Flughafengesellschaft München) immer gerne das vermeintliche Argument eingebracht, es bestünden bereits erhebliche Kapazitätsengpässe. Dies ist objektiv betrachtet nicht richtig. Und gewisse Stoßzeiten gibt es praktisch bei allen Verkehrsträgern, wie teils übervolle S-Bahnen, Schulbusse und Staus auf den Straßen.
Warum sollte hier also ausgerechnet der Flugverkehr privilegiert werden? Noch dazu, wo der umweltschädlichste Verkehrsträger erhebliche Subventionen erhält und es dadurch zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung kommt. So wird Kerosin immer noch nicht besteuert! Dies ist nicht nur extrem schädlich für unsere Umwelt, sondern auch eine Ungerechtigkeit gegenüber anderen Verkehrsträgern – Autofahrer an der Tankstelle können ein Lied davon singen … Dabei hat gerade der Flughafen München jahrelang Fluggesellschaften von anderen Flughäfen weg nach München gelockt – durch einen sogenannten “Marketingzuschuss”. Neben der Steuerfreiheit auf Kersosin wurde also sogar noch ein zusätzlicher Zuschuss gezahlt!
Rund ein Viertel aller Flüge wäre jedoch problemlos auf die Schiene verlagerbar, wie Umweltorganisationen – darunter auch der VCD – jüngst aufgezeigt haben. Die Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene wäre nicht nur sinnvoll für die Umwelt, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht dringend notwendig. So macht es wenig Sinn, auch künftig weiterhin von München nach Frankfurt zu fliegen, wenn die Bahnfahrt von Zentrum zu Zentrum gerade einmal rund 3 Stunden dauert. Und die Zeit im Zug kann auch sinnvoll genutzt werden, zur Entspannung oder zum Arbeiten, was bei der Bahnfahrt eindeutig besser möglich ist als beim Flug auf dieser kurzen Distanz. Noch weniger macht es Sinn, von München nach Nürnberg zu fliegen … Auch andere Ziele sind mittlerweile gut per Schiene zu erreichen, so z. B. Wien in knapp vier Stunden, ab 2018 wird sogar der Zug lediglich nur noch vier Stunden von München nach Berlin benötigen.
Würde man konsequent die im Grunde genommen dringend angezeigte Verlagerung vom Flugzeug auf die umweltverträglichere Schiene betreiben, wären noch weniger Starts und Landungen die Folge. Eine 3. Startbahn ist also schlichtweg nicht nötig. Wie äußerte sich der damalige bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu im November 2003 (im Juli 2005 wurden die Planungen für die 3. Startbahn veröffentlicht): “Die Forderung der Lufthansa nach Errichtung einer [dritten] Start- und Landebahn ist sachlich nicht begründet”. Der VCD fordert, die Planungen für eine 3. Startbahn vollständig aufzugeben.
Alfred Schreiber
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Kreisvorsitzender VCD-Kreisverband Freising e.V.
Vorsitzender (bundesweiter) VCD-Arbeitskreis Flugverkehr