PM79a Wann sind Radfahrer sicherer?
Leserbrief
Erding, 03.06.13
Leserbrief zu den Diskussionen um die neue Radverkehrsführung an der OBI-Kreuzung:
Wann sind Radfahrer sicherer?
Noch vor einigen Jahren glaubte man, dass der massive Bau von Radwegen in Städten die Sicherheit der Radfahrer erhöhen würde. Inzwischen sind die Experten klüger, denn es hat sich herausgestellt, dass dies nicht der Fall war. Viele mögen es ja nicht glauben, aber es ist so: Innerorts fährt man auf der Fahrbahn in der Regel sicherer als auf einem Radweg.
Weshalb? Weil man an jeder Kreuzung und an jeder Grundstücksauffahrt unweigerlich wieder mit dem Kfz-Verkehr in Berührung kommt. An Kreuzungen, Einmündungen und Ausfahrten achten die Pkw-Fahrer in erster Linie auf den Kfz-Verkehr. Radfahrer werden gern übersehen, wenn sie hinter parkenden Autos oder auf linken Seiten geführt werden. Sie sind die meiste Zeit auch nicht im Blickfeld der Autofahrer, die die Radfahrer beim Rechtsabbiegen erst im letzten Moment sehen.
Andererseits fühlen sich viele Radfahrer auf Radwegen in Sicherheit und passen nicht richtig auf. Da viele Radwege nur durch einen Strich von Bürgersteigen getrennt wurden, verminderte sich die Sicherheit der Fußgänger ebenfalls. Gerade ältere Menschen oder Kleinkinder fühlen sich durch rasch vorbeifahrende Radfahrer gestört oder behindert. Bei vielen Radwegen wurde zudem den Fußgängern Platz weggenommen.
In Reutte in Tirol führt man im Juni ein einzigartiges Pilotprojekt ein: Durch eine spezielle Bodenmarkierung in der Straßenmitte – ein doppelter Richtungspfeil und ein aufgemalter Radfahrer – wird den Autofahrern signalisiert, dass Radfahrer erwünscht sind. Die Radfahrer sollen mitten auf dem Pfeil, also fast in Fahrbahnmitte fahren. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Landesstraßenverwaltung durchgeführt.
Die neuen Erkenntnisse über die Sicherheit von Radfahrern sollten von der Verwaltung bei neuen Planungen berücksichtigt werden!