Pressemitteilung
Erding, 25.01.2019
VCD fordert Verzicht auf die Nordumfahrung
Der Erdinger OB Max Gotz beklagte sich jüngst über die langen Planungsverfahren bei der Nordumfahrung, das Straßenbauamt weist hingegen auf die zahlreichen Einwendungen in diesem Verfahren hin. Nunmehr fordert der VCD (Verkehrsclub Deutschland) einen vollständigen Verzicht auf die Nordumfahrung Erding.
Die geplante Straße gehe nicht nur von falschen Voraussetzungen aus, so der VCD, sondern entwickle sich auch zum finanziellen Desaster für Stadt und Landkreis Erding. Einerseits sei die prognostizierte Entlastung für die Stadt Erding nur minimal, andererseits gehen die Planungen von einem Bau der 3. Startbahn aus, also in erster Linie sei diese neue Verbindung ein Flughafenzubringer. Dabei werde ein tatsächlicher Bau der 3. Startbahn am Münchner Flughafen immer unwahrscheinlicher, äußert sich VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber.
Der Widerstand gegen die 3. Startbahn – ein unnötiges aber für die Umwelt und die Anwohner verheerendes Großprojekt – bestehe seit Sommer 2005, also seit über 13 Jahren, und sei ungebrochen. Die neue Bayerische Staatsregierung habe zudem ein Moratorium von 5 Jahren und damit einen offiziellen Aufschub vereinbart. Trotz enormer Subventionen für den umweltschädlichen Flugverkehr habe es die Flughafengesellschaft (FMG) nicht geschafft, die Zahl der Flugbewegungen nennenswert nach oben zu drücken. Während 2008 bereits 432.000 Starts und Landungen pro Jahr am Flughafen München zu verzeichnen waren, gab es 2018 lediglich 413.000. Selbst massive finanzielle Zuschüsse der FMG und umfassende Werbemaßnahmen konnten diese relevanten Zahlen nicht auf die wohl erwünschten Ausbauwerte bringen.
Gleichzeitig ersticke der Landkreis Erding immer mehr im Autoverkehr. “Es hat sich gezeigt, dass die bisherigen Verkehrsplanungen nicht zielführend waren“, so Schreiber. Der Landkreis Erding setze offensichtlich einseitig auf den Ausbau von Straßen anstelle die öffentlichen Verkehrsmittel auszubauen. Es sei nach Ansicht des VCD jetzt dringend Zeit für ein Umdenken. Denn selbst die geplante Schienenverbindung “Erdinger Ringschluss” bekomme mit der Nordumfahrung gleich wieder eine Konkurrenz auf der Straße.
Während praktisch alle anderen Landkreise im MVV-Bereich ihre Landkreisbusse ausbauen, verharre der Landkreis Erding trotz prognostiziertem erheblichen Einwohnerzuwachs auf der Stelle. In anderen MVV-Landkreisen werde bei den Regionalbussen inzwischen teilweise bereits ein 20-Minuten-Takt eingerichtet. Im Landkreis Erding gebe es noch nicht einmal einen durchgängigen Stundentakt bei den Regionalbussen, so der VCD.
Und anstelle Gedankenspiele wie eine Seilbahn für Erding zu schmieden, sollten stattdessen besser die tatsächlichen Probleme angegangen werden. So zuckle von Erding die S2 – auf eingleisiger Strecke bis Markt Schwaben – in 40 Minuten zum Ostbahnhof. Alle anderen Kreisstädte rund um München hätten sogar einen Zuganschluss per Regionalzüge. So könne man per Zug von Freising aus in nur 25 Minuten zum Münchner Hauptbahnhof fahren, von Dachau aus sogar in nur 12 Minuten. Zwar gebe es auch auf der S2 frühmorgens fünf Express-S-Bahnen mit lediglich 30 Minuten Fahrzeit bis zum Ostbahnhof. Einer weiteren Ausdehnung solch schneller Verbindungen stehe aber die eingleisige Schienenverbindung im Wege, fügt der VCD hinzu. Von den ständigen Störungen, Verspätungen und Zugausfällen ganz zu schweigen.
Zudem sehen die Planungen des neuen Erdinger Bahnhofs am Fliegerhorst einen gefährlichen Spalt von bis zu 40 cm vor zwischen Bahnsteig und Waggon, da der neue Bahnhof genau an der engsten Stelle der Kurve errichtet werden soll. Auch sei ein Halt von Regionalzügen nach München und zur Messe Riem nicht geplant und auch nicht möglich, wodurch sich Erding eine historische Chance vergebe, auch einen direkten Zuganschluss in die Landeshauptstadt zu erhalten. Das inzwischen zum “Oberzentrum” aufgestufte Erding werde damit weiterhin nicht “auf Augenhöhe” mit anderen Kreisstädten mithalten können.
Als Fazit fordert der VCD daher einen Stopp von weiteren Straßenbaumaßnahmen im Landkreis Erding. Vielmehr sollten endlich die öffentlichen Verkehrsmittel wirksam ausgebaut werden. Neben Aufnahme von Planungen für einen zweigleisigen Ausbau von Erding bis Markt Schwaben, sollten auch die Landkreisbusse ihr Angebot deutlich verbessern. Hierzu müssen alle wichtigen Linien künftig mindestens einen Stundentakt erhalten und in den Hauptverkehrszeiten weiter verdichtet werden. Bei den Erdinger Stadtbussen sollte das Angebot auf einen 20-Minuten-Takt auf den Hauptlinien erweitern werden. Als Beispiel kann die Kreisstadt Dachau gelten, die obwohl kein Oberzentrum bereits die Stadtbusse im 20-Minuten-Takt fahren lässt und eine Verdichtung auf einen 10-Minuten-Takt plant. Außerdem sollten die Planungen für einen Bahnhofs-Neubau überdacht werden, damit Erding den Anschluss nicht verliert.